750 Jahre Genuss und Qualität

Aus Achtung und Respekt vor Gottes Schöpfung

Zwischen Oberkirch und Durbach, an der Badischen-Weinstraße, liegt der Weinort  Bottenau. Umgeben von Wald und Reben steht hoch oben auf dem Berg  majestätisch die Wallfahrtskapelle St. Wendel.

Der Bächlehof: Ein historisches Renchtäler Hofgut mit einer langen bewegenden Geschichte

Zwischen Oberkirch und Durbach an der Badischen-Weinstraße liegt das Dorf Bottenau. Umgeben von Wald und Reben ragt hoch oben auf einem Berg  majestätisch die kleine Wallfahrtskapelle St. Wendelin, die heute vor allem bei Brautpaaren sehr beliebt ist. Unterhalb der Kapelle, geschützt in einer Talmulde, liegt der historische Bächlehof der Familie Joachim und Wilma Hildenbrand. Die Landwirtschaft des Bächlehofs im Einklang mit der Natur und dem Respekt vor dem Lebewesen geht  bis ins 13. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 1296 betrieben die Mönche des Klosters Allerheiligen auf dem "Bächlehof zu Botnowe" Ackerbau und Viehzucht.  Damals wie heute steht das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere an erster Stelle. Der Bächlehof  war 500 Jahre im Eigentum und unter der Herrschaft des Klosters Allerheiligen.

Von Barbara Männle

Vom Bächlehof ging die Besiedlung des Tals aus

Die erste Erwähnung des Bottenauer Tales findet sich 1296 in einer Urkunde, die den Bächlehof ("Duwellins guot zuo Bechlelin") betrifft. Deswegen ist es anzunehmen, dass vom Bächlehof die Besiedelung des Tales ausging. Er befand sich in hochwassersicherer Lage, nach Norden hin geschützt durch den im Renchtal auslaufenden Hügeln und umgeben von sonnigen Halden. Die versteckte Lage seitab vom Talausgang bot einen natürlichen Schutz vor den Fehden der Feudalherren.

 

1296 erste urkundliche Erwähnung

Der Bächlehof war zuerst ein Lehen der Calwer, später der Herzöge von Zähringen und nach deren Aussterben, überging der Bächlehof an die Grafen von Freiburg. Das „Lehen Bächlehof“ war im 13. Jahrhundert  im Besitz des Ritter Gottfried zu Kolbe und dessen Frau. Die Kolbe's standen als Burgmannengeschlecht im Dienst der Grafen von Freiburg, die später von den badischen Markgrafen abgelöst wurden. Der Lehensnehmer des Bächlehofes hatte  jährlich elf Schillinge in Geld, sieben Hähne, fünf Hühner, 50 Eier und zwei Viertel Roggen (135 kg) an den Grundherren zu entrichten. Im Jahre 1296 übertrug Ritter Gottfried zu Kolbe den Bächlehof dem Kloster Allerheiligen aus Gunsten zu ihrem "Seelgeräte" (Seelenheil). Diese Schenkungsurkunde war zugleich die erste Erwähnung  Bottenau's.

 

500 Jahre  Klosters Allerheiligen

Das Kloster Allerheiligen legte auf dem Gelände des Bächlehofs den ersten Weinberg an, auf diese Weise kam der  Weinbau ins Bottenauer Tal. Im Jahr 1316 befanden sich bereits zwei Jeuch (72 a) Reben auf dem Bächlehof.  Wahrscheinlich auf Grund von Erbstreitigkeiten fiel der Bählehof jedoch innerhalb der nächsten Jahre wieder zurück in die Hände des Rittergeschlechts.  Das Kloster Allerheiligen wollte allerdings nicht auf die "Köstlichkeiten des Bächlehofes" verzichten und überzeugte Johannes Bock von Kolbenstein, ein Nachfahre des Gottfried zu Kolbe, den Bächlehof 1316, der zum Kloster Allerheiligen gehörenden  Frauenklause in Oberkirch-Oberdorf zu schenken.  

Die Grafen Egen und Heinrich von Fürstenberg gaben ihre Zustimmung und verzichteten ihrerseits auf alle Eigentumsansprüche. Dadurch ging  der Hof vollständig in den Besitz des Kloster Allerheiligen über.

 

Der frühere Bächlehof 

 

200 Jahre in Frauenhand

Die geistlichen Frauen der Klause zu Oberndorf waren sehr gottesfürchtig und lebten streng im christlichen Glauben mit ehrfürchtiger Achtung und Respekt vor Gottes Schöpfung. Sie widmeten sich der Kranken- und Altenpflege in Oberkirch und  den umgebenden  Dörfern und Gehöften.

 

Das Wappen des Rittergeschlechts "Kolb von Staufenburg"

 

Hofkapelle St. Wendelin 

Sie waren es wahrscheinlich auch, die die Hofkapelle des Bächlehofes - zum besonderen Schutz ihrer Tiere - dem Heiligen Wendelin, dem Schutzpatron der Tiere weihen ließen   (1546 zum ersten Mal erwähnt). 

 

Im Jahre 1491 wurde die Frauenklause vom damaligen Probst des Klosters Allerheiligen geschlossen. Die Begründung:  "die Klause sei immer mehr zu einer Versorgungsanstalt für ledige Adelstöchter geworden, außerdem entsprach die Lebensweise der Damen nicht den Idealen einer klösterlichen Gemeinschaft ".

Entgegen dieser Aussage lässt sich heute vermuten, dass die Damen  für die damalig geltende gesellschaftlichen Normen zu große Selbständigkeit zeigten, außerdem benötigte Allerheiligen den Bächlehof dringend zum Erhalt des  Kloster Lautenbach.

 

1491  Kloster Lautenbach

Das Stiftungsvermögen der Oberkircher Frauen-Klause inklusive des Bächlehofs wurde auf Drängen des Propstes Allerheilligen an die Wallfahrtskapelle "Mariae Krönung" in Lautenbach übertragen, welche ebenfalls zum Kloster Allerheiligen gehörte. Nach dem Wiederaufbau der zerstörten Wallfahrtskapelle Mariae Krönung diente der Bächlehof als materielle Grundlage für die Unabhängigkeit  des Klosters Lautenbach.

 

1553 Widerstand der Bauern 

In einer Urkunde vom Jahre 1534 wird der Rechtsstreit zwischen dem Kloster Allerheiligen und dem damalige Meier (Bewirtschafter) des Bächlehofes, Martin Rumstall, dokumentiert. Rumstall weigerte sich die Abgaben für den "Bechlins Hof" zu entrichten. Diese Abgabens-verweigerung stand  im direkten Zusammenhang mit dem nach dem Bauernkrieg fortschwelenden Widerstand gegen die Besitzverhältnisse der Feudelherren zu dem Volk.  Das Kloster ließ sich auf einen Vergleich ein. Ramstall musste statt einem Drittel der Ernte  jeweils nur noch den fünften Ohm abführen.

 

Schwierige Zeiten im Dreißigjährige Krieg 

Während des Dreißigjährigen Krieges  (1618 bis 1648) wurde der Hof von  Junker Heinrich Dietrich Volz von Altenau bewirtschaftet - eher wohl herunter-gewirtschaftet. "Teils durch Kriegswesen", "teils durch Nachlässigkeit" kam der Hof in "Abgang". Nach dem Krieg musste ein weitflächiger Teil der Reben neu bepflanzt werden. Da das  Klosters Allerheiligen die Kosten für die Neubepflanzung tragen sollte, verlangte Allerheiligen schon bald von dem neuen Pächter, den dritten Teil der Weinernte abzuführen, wie es auf auf anderen herrschaftlichen Höfen üblich war.

 

 

17. Jahrhundert: Straßburger Patrizierfamilien

Das Kloster Allerheiligen erntete jedoch mit den bäuerlichen Bewirtschaftern keine gute Erfahrungen, deshalb ging das Kloster dazu über, sich einen "seriöseren" Partner suchen und wurde fündig: Die Straßburger Patrizierfamilien.

So hatte  Ernst Friedrich Mollinger den Hof ab 1679 zur Pacht. Mollinger, ein Münzverwalter der freien Reichsstadt Straßburg, lies den Bächlehof durch einen Verwalter bewirtschaften. 

 

Zufluchtsort  in der Zeit der französischen Revolution

1756 erwarb der Straßburger Adelsmann Jean Daniel Reichshoffer den Hof.  Während der französischen Revolution (1789 bis 1799) wandelte sich der  Hof  zum Zufluchtsort höchster Straßburger Aristokratenkreise.  So stellten der Baron von Kellermann und der Baron von Oberkrich (Stettenmeister  (Bürgermeister) von Straßburg) einen Antrag an das ortenaurische Oberamt, auf dem Bächlehof wohnen zu dürfen. 

 

19. Jahrhundert bürgerliches Eigentum

Nach der Säkularisation (1803)  ging der Bächlehof in bürgerliches Eigentum über. 

Die Familie Falbisamer, die im 19. Jahrhundert den Hof bewohnte, war wohl sehr wohlhabend und auch einflussreich. Laut einem "Versicherungsbuch" von 1860 befanden sich auf dem Hof, neben hochwertigem Hausrat auch Musikalische Instrumente und eine umfangreiche Bibliothek.

Das Gemälde "Abendmusik auf dem Bächlehof" von dem deutsch-französischen Maler Benjamin Zix  (1772-1811), ausgestellt im Museum Straßburg, hat diesen Zeitgeist festgehalten. Benjamin Zix war der Historiograph Napoleons

Das Gemälde "Abendmusik auf dem Bächlehof" von dem deutsch-französischen Maler Benjamin Zix  (1772-1811), ausgestellt im Museum Straßburg, hat diesen Zeitgeist festgehalten. Benjamin Zix war der Historiograph Napoleons und einer der berühmtesten Maler dieser Epoche. In dem Gemälde hat er sich selbst dargestellt - sitzend und Pfeife rauchend, rechts neben dem Geschehen.

Seit 1883 im Besitz der Familie Hildenbrand

Seit 1883 befindet sich der Bächlehof im Besitz der Familie Hildenbrand. In vierter Generation wird er von Wilma und Joachim Hidenbrand bewirtschaftet. Heute ist der Hof ein modernes Familienunternehmen mit Freiland-Hühnerhaltung,  Erdbeerfeldern, Obstplan-tagen, Reben und Streuobstwiesen. Wie vor über 700 Jahren steht der Einklang mit der Natur und der Respekt vor dem Lebewesen an Erster Stelle.

 

 

(Quelle: Die dreyherrschaftliche Gemeinde Bottenau, von Heinz G. Huber und Christoph Huber.  Landesarchiv Baden-Württemberg, Karlsruhe. Wikipedia)

 



Urkunde vom 1. Februar 1296

"Ritter Gottfried Kolbe (Gotfrid Kolbe) von Bottenau und seine Frau Katharina überlassen dem Kloster Allerheiligen das sogenannte Duwellins Gut zu Bechelin bei Bottenau (Duwellins guot) zu einem Seelgeräte. Sobald jedoch Gottfried Kolbe das Gut zu Braunberg, das er von dem Herrn von Eberstein zu Lehen hat, dem Kloster zu einem rechten Eigen gefertigten und bestätigen lassen kann und mag, dann soll das genannte Duwellins Gut wieder an Kolbe zurückfallen. 1296 Februar 1 (an unserer frowen abent zu der lieht messe)"

 Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 34 Nr. 338

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1448212-1





Urkunde 1316 Juni 23 (vor den sunegihsen)

Graf Konrad zu Freiburg überläßt mit Willen und Zustimmung (mit willen vnd gewellen) auf Bitten des Ritters Johannes Bock von Kolbenstein den geistlichen Frauen in der Klause zu Oberndorf bei Oberkirch das Gut zu Bechelin bei Bottenau, das Johannes Bock bisher von ihm und seinen Vorfahren zu Lehen hatte, zu einem rechten Seelgeräte. Das Gut umfasst 2 Joch Reben zu Bechelin und genannte Gülten, nämlich 11 Schilling Pfennige, 7 Kappen, 9 Hühner, 50 Eiern, 2 Viertel Roggen und 4 Sester Hafer.

Die Grafen Egen und Heinrich von Fürstenberg geben ihre Zustimmung, dass Ritter Johannes Bock von Kobenstein (Kolbenstein) genannte von ihnen zu Lehen gehende Güter und Gülten, nämlich 2 Joch Reben zu Bechelin und an Gülten 11 Schilling Pfennige, 7 Kappen, 9 Hühner, 50 Eier, 2 Viertel Roggen und 4 Sester Hafer, den Klausnerinnen zu Oberdorf bei Oberkirch überlassen hat und verzichten ihrerseits zu ihrem und ihrer Vorfahren Seelenheil auf alle Eigentumsansprüche.

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1448214-1





Urkunde: 1679 September 22

Abt Anastasius und der Konvent des Klosters Allerheiligen einigen sich mit dem Straßburger Münzverwalter Ernst Friedrich Mollinger, derzeitiger Besitzer des Hofguts zu Bächlehof, wegen der von dem genannten Hof an die Marienkapelle zu Lautenbach zu zahlenden Zinsen und Gülten dahin, dass Mollinger die schon seither bezahlten Zinsen und Gülten, nämlich 12 Schilling 9 Pfennige Bodenzins, 2 Viertel Korn, 4 Sester Hafer, 7 Kappen, 9 Hühner, 50 Eier und vier Hacktage, auch in Zukunft leisten, dagegen anstelle der bisher von dem Ertrage von zwei Joch Reben geleisteten Abgabe des dritten Öhms, in Zukunft den Zehnten von dem ganzen Ertrag der von ihm angebauten Teile des Hofguts, es seien Wein oder Früchte, leisten soll.

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1448217-1